Begrüßungstafel
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6. Mai
Laß dein Herz nicht neidisch sein auf die Sünder, sondern sei den ganzen Tag lang in der Furcht des Herrn. Denn sicher ist ein Ende da, und dein Warten wird nicht fehlen. Spr. 23,17.18
Wenn wir die Gottlosen glücklich sehen, so sind wir geneigt, sie zu beneiden. Wenn ihre
geräuschvolle Fröhlichkeit uns zu Ohren dringt und unser eignes Herz schwer ist, so denken
wir halbwegs, daß sie besser daran seien, als wir. Dies ist thöricht und sündlich. Wenn wir
sie besser kennten und besonders, wenn wir an ihr Ende gedächten, so würden wir sie
bemitleiden.
Das Gegenmittel gegen den Neid liegt darin, daß wir in einem beständigen Gefühl der göttlichen
Gegenwart leben, Gott verehren und Gemeinschaft mit Ihm haben den ganzen Tag lang, wie
lang der Tag auch scheinen mag. Wahre Religion hebt die Seele in eine höhere Region empor,
wo das Urteil klarer wird und die Wünsche erhabener. Je mehr vom Himmel in unsrem
Leben ist, desto weniger werden wir von der Erde begehren. Die Furcht Gottes treibt den
Neid aus.
Der Todesstreich des Neides ist eine ruhige Betrachtung der Zukunft. Der Reichtum
und die Ehre der Gottlosen sind eitles Gepränge. Dieser pomphafte Schein funkelt eine
Stunde lang und erlischt alsdann. Ist der wohlhabende Sünder um seines Wohlergehens willen
besser daran, wenn das Gericht ihn ereilt? Das Ende des Gottesfürchtigen ist Friede und
Seligkeit, und niemand kann ihm seine Freude rauben; möge er deshalb den Neid fahren lassen und
voll ruhiger Zufriedenheit sein. |