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16. Mai
Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Matth. 5, 7

Es geziemt sich nicht, daß dem, der nicht vergeben will, vergeben wird, und dem Mangel dessen, der den Armen nicht helfen will, soll auch nicht abgeholfen werden. Gott wird uns mit unsrem eignen Maß messen, und die, welche harte Herren und harte Gläubiger gewesen sind, werden finden, daß der Herr hart mit ihnen verfahren wird. "Es wird aber ein unbarmherziges Gericht über den gehen, der nicht Barmherzigkeit gethan hat."

Heute laßt uns versuchen zu vergeben. Laßt uns tragen und ertragen. Laßt uns freundlich und sanft und milde sein. Laßt uns das Thun andrer nicht zu strenge auslegen, nicht beim Kaufen zu sehr feilschen, nicht alberne Zänkereien anfangen, nicht so schwierig sein, daß niemand es uns recht machen kann. Gewiß, wir wünschen, gesegnet zu werden, und wir wollen gern Barmherzigkeit erlangen: laßt uns barmherzig sein, damit uns Barmherzigkeit werde. Laßt uns die Bedingung erfüllen, damit wir die Seligpreisung uns aneignen können. Ist es nicht eine angenehme Pflicht, freundlich zu sein? Ist das nicht süßer, als zornig und ungroßmütig sein? Wie? Es ist Seligkeit in der Sache selber! Überdies ist das Erlangen der Barmherzigkeit eine reiche Belohnung. Wer anders als die unumschränkte Gnade konnte eine Verheißung wie diese eingeben? Wir sind gegen unsre Mitsterblichen barmherzig in Groschen, und der Herr erläßt uns "alle diese Schuld".